- Auszug
Unser Gefäßsystem ist ein lebendes, atmendes, expandierendes und kontrahierendes Organ. Es ist in der Lage, die wechselnde Blutmenge, die mit jedem Herzschlag hier hinein gepumpt wird, auf elastische Weise aufzunehmen. Dieses Gefäßorgan kann das Blut durch die Kapillaren in die Venen und zurück zum Herzen drücken, wobei es eine gesunde und flexible Spannung aufrechterhält.
Inhalt
Flexibilität und Elastizität des Gefäßsystems
Da das Blutvolumen sich nicht so leicht komprimieren lässt und unser Herz in regelmäßigen Intervalle einen Standarddruck auf das Blut ausübt, muss das Gefäßsystem flexibel und elastisch sein. Vor allem muss der Teil des Systems zwischen dem Herzen und den Kapillaren (die Arterien) flexibel sein, da dieser Teil während der Kontraktion des Herzens das größere Volumen absorbieren muss. Hat das Blut die Kapillaren passiert, fließt es mit sehr viel weniger Druckschwankungen zum Herzen zurück.
Permeabilität, Flexibilität und Festigkeit
Die Gefäßwände verdanken ihre Elastizität dem in den Innen- und Außenschichten enthaltenen Kollagen. Die Gefäßwand besteht aus drei Schichten: der Intima oder Innenschicht, die in ständiger Berührung mit dem Blut ist; der Media oder Mittelschicht und der Adventitia oder Außenschicht. Auf der Ebene der Kapillaren erfüllt die Intima die Funktion, Nahrungsstoffe und Gase auszutauschen. Die Media besteht aus Muskelzellen und elastischen Netzen und hat mit der Dynamik des Blutstroms zu tun. Die Adventitia hält die Gefäßwand an ihrem Platz. Alle Teile und Zellen der Wand sind so strukturiert, dass Permeabilität, Flexibilität und Festigkeit optimal erreicht werden können.
Der Prozess der Verschlechterung
Für die Erfüllung all dieser Funktionen haben die Wände ihr eigenes Gefäßsystem, das Sauerstoff und Nahrung heran- und Abfallstoffe abtransportiert. Das gesamte System ist höchst empfindlich und reagiert auf neue Informationen unmittelbar mit Kontraktion, Versteifung oder Entspannung. Unter dem Einfluss von freien Radikalen setzt ein Prozess der Verschlechterung ein. Diese biochemischen Terroristen haben eine besondere Vorliebe für Kollagenstrukturen. Kollagen besteht aus Ketten von Aminosäuren, die spiralförmig miteinander verflochten sind. Diese Spiralen sind untereinander durch „Brücken“ verbunden und diese „Brücken” verleihen dem Kollagen Elastizität. Man kann dies mit einem lose gewundenen Seil vergleichen, das aus drei Strängen gedreht ist.
Querversteifung des Kollagens
Haben die Aminosäureketten die richtige Menge an Zwischenverbindungen („Brücken”), ist die Struktur zugleich flexibel und fest. Werden dagegen mehr „Brücken” gebildet, nimmt die Festigkeit auf Kosten der Flexibilität zu. Dieser Vorgang heißt Quervernetzung und wird durch die freien Radikale deutlich verstärkt. Wird das Kollagen in den Gefäßwänden aufgrund der zunehmenden Quervernetzung immer steifer („Querversteifung“), wirkt es auf die Zellen immer mehr wie eine Zwangsjacke. Zu stark vernetztes Kollagen beeinträchtigt die Blut- und Flüssigkeitsbewegung durch die eigenen Wandsysteme. Nährstoffe und Sauerstoff erreichen die verschiedenen Teile der Wand nicht in ausreichender Menge und, was noch wichtiger ist, Abfallstoffe werden nicht abtransportiert. Der Überlebensgrad der Wand nimmt ab.
Ausradierung der Media-Muskelzellen
Eine der Hauptfunktionen der Arterienwände besteht in der Erhaltung und „Ausübung” von Flexibilität. Lässt diese Funktion nach, erhöht sich der Blutdruck auf die Wand. Dieser mechanische Einfluss verletzt dann die Zellen der Intima bis hin zu dem Punkt, dass diese Zellen aus den darunter liegenden Media-Muskelzellen geradezu „wegradiert” werden. Dieser Prozess wird noch dadurch verstärkt, dass Giftstoffe im Blut die Intima-Zellen chemisch angreifen. Solche Giftstoffe sind die freien Radikale, aber auch normale Körpersubstanzen wie Homocystein, Serotonin, Histamin und Adrenalin. Das Ergebnis all dieser Angriffe auf die Arterienwand ist ein Loch in der Intima-Schicht. Unter normalen Umständen wäre ein solches Loch schnell repariert und hinterließe lediglich vernarbtes Gewebe. Unter dem Stress der anormalen Bedingungen ist die Intima jedoch nicht fähig, sich selbst zu heilen, und die Hilfe der Media-Zellen wird benötigt. Um das Loch zu füllen, können die Muskelzellen der Media-Schicht nichts anderes tun, als neues Wachstum (Tumor) zu bilden.
Der Gefäss-„Tumor”
Stress, mangelhafte Ernährung, Gifte (Alkohol, Nikotin, Drogen) und freie Radikale verletzen also die Innenschicht der Arterienwand. Da es sich hierbei um eine schwere und anhaltende Verletzung handelt, muss der Organismus darauf mit einer starken, übermäßig heilenden Anstrengung reagieren – der Vervielfältigung der Media-Muskelzellen. Dieser Gefäß-„Tumor“ zieht alle möglichen Wirkstoffe zur Verstärkung heran, wie Fette, faserartiges Kollagen und Cholesterin, um damit einen festen Verband zu bilden. Die Anstrengung ist an sich sehr logisch und in Übereinstimmung mit dem Überlebensmechanismus. Würden die Media-Zellen nämlich nicht so reagieren, würde die Wand weiter zerstört werden und das Loch wachsen. Unter dem Druck des Blutes und der vorhandenen Giftstoffe würde die Wand schließlich zusammenbrechen. Das Pflaster bzw. die „Plaque” ist ein primitiver Versuch, die Integrität der Gefäßwand aufrechtzuerhalten. Man könnte die „Pflaster”-Bildung (Atherosklerose) durchaus als den Krebs des Gefäßsystems bezeichnen.
Endstation …. Herzinfarkt
Auf dieser niedrigen Überlebensstufe ist die Harmonie, die zwischen dem Blut und dem Gefäß-„Organ” bestehen sollte, gestört. Die verschiedenen Dynamiken der voneinander getrennten Teile des Herzkreislauf-Blutsystems kollidieren jetzt miteinander. Die verdickte und verhärtete Wand stört den freien Blutfluss und erhöht den Blutdruck. Der Blutdruck wird von den Arterienwänden (wo er hingehört) auf den noch etwas flexibleren Teil des Herzkreislaufsystems verlagert: das Herz. Dies führt zu höherem Blutdruck auf die Wand der linken Herzkammer, dem linken Ventrikel. Wie in einem früheren Artikel erklärt – Herz-Kreislauf-Erkrankung / OPCs und wie man das Risiko eines Herzinfarkts mindert –, stößt der Ventrikelmuskel (das „Myokard“) mit jedem Herzschlag gegen das Blut. Da das Blut in der Kammer „zurückstößt“, drückt sich der Muskel bei der Kontraktion für einen kurzen Moment blutleer. Wenn der Muskel sich selbst aufgrund von hohem Blutdruck nicht wieder völlig auffüllen kann, bleibt er zu lange ohne Sauerstoff. Dieser kurze Moment des Sauerstoffmangels (Hypoxie), der bei jedem Herzschlag eintritt, erzeugt die Stoffwechselprobleme, die schließlich zu einem Myokardinfarkt führen können: dem Herzschlag.
Sehen Sie hier unten, was Professor Jack Masquelier über die Rolle von OPCs bei der Aufrechterhaltung des Gefäßsystems zu sagen hatte.