- Auszug
Statins stimulate atherosclerosis and heart failure [“Statine begünstigen Atherosklerose und Herzinsuffizienz”] lautet der Titel eines Artikels, der 2015 von einer Gruppe von Fachgutachtern klinischer Studien in der wissenschaftlichen Zeitschrift Expert Review of Clinical Pharmacology veröffentlicht wurde. In diesem Artikel zeigen die Autoren auf, dass „im Gegensatz zu der gängigen Auffassung, dass die Senkung des Cholesterinspiegels mit Statinen Atherosklerose verringert, wir der Ansicht sind, dass Statine die Verkalkung der Koronararterien verursachen und als mitochondriale Toxine fungieren können, die die Muskelfunktion des Herzens und der Blutgefäße durch die Erschöpfung des Coenzyms Q10 beeinträchtigen [...]. Statine behindern die Biosynthese selenhaltiger Proteine, von denen eines die Glutathionperoxidase ist, die zur Unterdrückung von peroxidativem Stress dient. Eine Beeinträchtigung der Selenoprotein-Biosynthese kann ein Faktor bei kongestiver Herzinsuffizienz sein, [...]. Somit kann die Epidemie der Herzinsuffizienz und Atherosklerose, Plage der modernen Welt, paradoxerweise durch den weit verbreiteten Einsatz von Statin-Medikamenten verschlimmert werden. ([i])
Inhalt
- Das Statin-„Dogma“ ist ein falsches Narrativ
- Statine können die koronare Herzkrankheit verschlimmern
- Dr. Masquelier über Cholesterin und Oxidation
- Was verursacht Atherosklerose?
- TDie schädlichen Auswirkungen von Statinen
- Statine verursachen dauerhafte Schäden
- Statine setzen uns einem vermehrten oxidativen Stress aus
- Eine cholesterinarme Ernährung ist also nicht wirklich die Lösung?
Das Statin-„Dogma“ ist ein falsches Narrativ
In einem früheren Artikel mit dem Titel Beeinflussen cholesterinsenkende Statine die Mortalitätsraten? Nicht wirklich, habe ich eine wissenschaftliche Studie erörtert, die ebenfalls 2015 im British Medical Journal veröffentlicht wurde und die die Ergebnisse eines Forscherteams vorstellte, dessen Ziel es war, „festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Statinen und der KHK-Mortalität [Sterblichkeit durch koronare Herzkrankheit] in Bevölkerungsgruppen Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichem Koronarrisiko gibt und ob sich dieser Zusammenhang im Laufe der Zeit verändert.“ ([i]) Sie betrachteten Daten aus zwölf westeuropäischen Ländern ([ii]) und stellten fest, dass die KHK-Sterblichkeit zwischen 2000 und 2012 in großem Ausmaß zurückging (von 25,9 % in Italien bis 57,9 % in Dänemark) und der Einsatz von Statinen zunahm (von 121 % in Belgien bis 1263 % in Dänemark).“ Sie konnten jedoch keinen statistisch signifikanten Zusammenhang herstellen zwischen den kardiovaskulären Sterblichkeitsraten und dem, was sie als „den starken Anstieg der Statinverwendung“ bezeichneten. In den untersuchten Ländern stand dieser Anstieg „weder mit der KHK-Mortalität noch mit deren Veränderungsrate im Laufe der Jahre in Zusammenhang“.
Statine können die koronare Herzkrankheit verschlimmern
Wenn man beide Artikel miteinander vergleicht, wird nicht nur deutlich, dass Statine keine signifikante Wirkung auf die KHK-Mortalität haben, sondern dass sie das Problem sogar verschlimmern können. Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu dem, was die Ärzteschaft nach wie vor hartnäckig behauptet. Dieser irrige Glaube an Statine hat seinen Ursprung in den ersten klinischen Studien, die in den 1990er Jahren durchgeführt wurden. Laut den Autoren von Statins stimulate atherosclerosis and heart failure „berichteten nach 2004-2005 alle von Wissenschaftlern durchgeführten klinische Studien, die relativ frei von Interessenkonflikten mit der pharmazeutischen Industrie waren, dass Statine bei der Senkung von LDL-C[holesterin] zwar wirksam waren, jedoch keine signifikanten positiven Auswirkungen auf die Vorbeugung von KHK festzustellen waren. [...] Unsere Gruppe hat die Ergebnisse der von der Industrie unterstützten Veröffentlichungen nicht als verlässlich in unsere Cholesterin-Leitlinien übernommen. Daher sind wir in einer Position, von der aus wir die Wirksamkeit von Statinen zur Vorbeugung von KHK nicht anerkennen, vielmehr unterstützen wir die pharmakologische Interpretation, dass Statine die Entwicklung von Atherosklerose und Herzinsuffizienz begünstigen. Die nachfolgend beschriebenen Beweise haben uns zu dem Vorschlag veranlasst, die derzeitige Statintherapie kritisch und dringend neu zu bewerten.“
Dr. Masquelier über Cholesterin und Oxidation
Statine senken zwar durchaus den Cholesterinspiegel, aber wir sollten nicht vergessen, dass Cholesterin für zahlreiche lebenswichtige Funktionen eine wesentliche Rolle spielt. Die Integrität der Membranen aller Körperzellen basiert hauptsächlich auf einer speziellen Art von Fett, den Phospholipiden, und Cholesterin. Die Zellmembran ist wie ein Film, der aus Drehtüren besteht, die kontrollieren, was in die Zelle hinein und aus ihr heraus gelangt. In diesem Drehtüren-System bildet Cholesterin ein zentrales Element. Ein sehr geringer Teil des körpereigenen Cholesterins wird von den Nebennieren zur Bildung bestimmter Hormone verwendet. Hormone auf Cholesterinbasis sind Progesteron und Östrogen (welche in den Eierstöcken gebildet werden) und Testosteron (das in den Hoden gebildet wird). Diese Drüsen können auch ihr eigenes Cholesterin synthetisieren. Wie Dr. Masquelier erklärt, ist das Problem nicht das Cholesterin, sondern seine oxidierten Formen. Daher „verringert jede Substanz, die die so genannte Lipoprotein-[Cholesterin-]Oxidation verhindert, die Gefahr der Plaque-Bildung [Atherosklerose]“.
Was verursacht Atherosklerose?
Plaque-Bildung, auch als Atherosklerose bekannt, beginnt, weil die Gefäßwand das durch freie Radikale oxidierte, deformierte und zerstörte LDL nicht erkennt. Laut Dr. Masquelier setzt die Plaque-Bildung ein, wenn das LDL zerstört wird und seine „Fracht“ aufgrund von oxidativem Stress ranzig wird. Als Reaktion auf diesen Prozess versucht die Gefäßwand aktiv das zu neutralisieren, was sie nicht mehr als sicher und nützlich ansieht. Tatsächlich ist die Reaktion der Gefäßwand die normale Entzündungsantwort eines jeden Gewebes, das mit etwas konfrontiert wird, das es als fremden Eindringling wahrnimmt. Normales LDL-Cholesterin ist kein Eindringling. Im Gegenteil, es wird von den Zellen gerne aufgenommen. Aber das zerstörte LDL muss daran gehindert werden, durch den Körper zu zirkulieren. Es muss neutralisiert werden. Und dieser Prozess, bei dem die Gefäßwand das oxidierte Cholesterin absorbiert, um es am freien Zirkulieren zu hindern, ist der Beginn von atherosklerotischer Plaque und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Masquelier‘s OPCs greifen in diesen Prozess ein, indem sie das LDL-Cholesterin vor Oxidation schützen.
Die schädlichen Auswirkungen von Statinen
Sehen wir uns nun an, wie Statine die koronare Herzkrankheit möglicherweise verschlimmern, anstatt sie zu lindern. Die Autoren von Statins stimulate atherosclerosis and heart failure weisen zunächst darauf hin, dass „der Mechanismus für die Beeinträchtigung der Herzmuskelfunktion mit einer gestörten Mitochondrienfunktion zusammenzuhängen scheint, die wiederum mit der durch Statine verursachten Verringerung von [dem vitaminähnlichen Coenzym] CoQ10, Selenoproteinen [wie Glutathionperoxidase / GPx] und ‚Häm A‘ [einer Vorstufe von Hämoglobin, die den Sauerstofftransport erleichtert] zusammenhängt, die alle für eine normale Mitochondrienfunktion erforderlich sind.“ Mitochondrien sind subzelluläre Einheiten, die durch die „Verbrennung“ von Fettsäuren und Zucker Energie erzeugen. Diese „Verbrennung“ besteht aus einer Kette von Ereignissen, bei denen Coenzym Q10, GPx und Häm A eine wesentliche Rolle spielen. Ein verminderter Spiegel dieser Verbindungen beeinträchtigt logischerweise die Funktionsfähigkeit der Muskelzellen, was vor allem bei Zellen mit besonders hohem Energiebedarf, wie den Herzmuskelzellen, von Bedeutung ist. „Statine sind also mitochondriale Gifte“ oder „allgemeine Zellgifte“, so die Forscher, auch weil die Form von CoQ10, Ubichinol genannt, „als klinisch relevantes Antioxidans in verschiedenen zellulären Bereichen anerkannt ist, insbesondere in den mitochondrialen Membranen, wo es die mitochondriale DNA vor Schäden schützt“.
Statine verursachen dauerhafte Schäden
Die Gutachter stellen ferner fest, „dass die durch Statine hervorgerufene Beeinträchtigung der Herzmuskelfunktion dauerhaft zu sein scheint, und obwohl die Patienten klinisch von einem Absetzen des Statins zusammen mit ergänzendem CoQ10 profitieren können, glauben wir, dass eine jahrelange Statintherapie zu einer allmählichen Akkumulation von mitochondrialen DNA-Schäden führt. Ein länger andauernder Rückgang des mitochondrialen CoQ10 würde die Fähigkeit verringern, die mitochondriale DNA vor Schäden durch freie Radikale zu schützen. Nachdem ein kritischer Prozentsatz der mitochondrialen DNA mutiert ist, verlieren die Nachkommen-Mitochondrien zunehmend ihre Fähigkeit, [Energie] zu produzieren, und können gleichzeitig mehr freie Radikale erzeugen, was einen sich selbst perpetuierenden Teufelskreis zur Folge hat. Es steht zu erwarten, dass die negativen Folgen der durch Statine verursachten Zunahme der koronaren Herzkrankheit in Verbindung mit einer direkten Statin-Toxizität für den [Herzmuskel] sich addieren und enorme klinische Auswirkungen haben. Mit mehr als einer Million Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz pro Jahr in den USA wird die rasant wachsende Prävalenz der kongestiven Herzinsuffizienz inzwischen als Epidemie bezeichnet, und es ist wahrscheinlich, dass die Statintherapie einen wesentlichen Beitrag dazu leistet.“
Statine setzen uns einem vermehrten oxidativen Stress aus
Die Natur hat den menschlichen Körper mit antioxidativen Enzymen ausgestattet, die die „Funken“ (freie Radikale) neutralisieren, die bei der „Verbrennung“ von Fettsäuren und Zucker entstehen können. Statine greifen nicht nur in die Synthese der Glutathionperoxidase ein, die eines dieser antioxidativen Enzyme ist, sondern sie senken auch den Spiegel ähnlicher körpereigener Enzyme wie der Superoxiddismutase (SOD) und der Katalase. Wenn also die Enzyme, die freie Radikale fangen, erschöpft sind, werden unsere Zellen und Gewebe stärker den „Funken“ ausgesetzt, die oxidative Schäden verursachen. Dies wiederum kann auch das Risiko für KHK erhöhen. In Statins stimulate atherosclerosis and heart failure beschreiben die Gutachter, wie „in Übereinstimmung mit den oben beschriebenen Mechanismen die Glutathionperoxidase-Aktivität in [roten Blutkörperchen] klinisch nachgewiesen in umgekehrt proportionalem Zusammenhang mit KHK-Ereignissen und positiv mit dem ereignisfreien Überleben steht, wenn Patienten mit KHK 5,4 Jahre lang beobachtet wurden.“ Abgesehen davon sollten Patienten, die Statine einnehmen, über alle ihre Nebenwirkungen informiert werden, einschließlich der Entstehung von Diabetes mellitus, der Karzinogenität, der Teratogenität und der Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems, abgesehen von dem bekannten Abbau der Skelettmuskulatur und der Leberschädigung.
Eine cholesterinarme Ernährung ist also nicht wirklich die Lösung?
Als ich Professor Masquelier einmal diese Frage stellte, antwortete er: „Ja, Sie haben Recht. Sehen Sie, es ist lebenswichtig, dass Cholesterin in allen Zellen vorhanden ist, absolut notwendig. Das Problem ist, dass wir es nicht ausscheiden können, wenn es nicht mehr gebraucht wird, wenn es oxidiert wurde, [...]“. Abgesehen davon ist eine Senkung der Cholesterinzufuhr zunächst einmal sinnlos, da ein Erwachsener täglich etwa 1,5 g Cholesterin für eine Reihe von lebenswichtigen Funktionen benötigt und nur ein kleiner Teil dieser Menge mit der Nahrung aufgenommen wird. So können beispielsweise 0,3 g (etwa die Hälfte des aufgenommenen Cholesterins) aus zwei Eiern und 100 g Fleisch bezogen werden, wohingegen der Rest (1,2 g), also der Großteil der täglich benötigten Menge, vom menschlichen Körper selbst produziert wird. Als Reaktion auf die Senkung der Cholesterinaufnahme wird der Körper einfach mehr davon produzieren. Was sollten wir also tun, um Herzinfarkten vorzubeugen? Nun, Masquelier erklärte, dass „jede Substanz, die die so genannte Lipoprotein- [LDL-] Oxidation verhindert, die Gefahr der Plaque-Bildung verringert. Wir können Herzinfarkten dank antioxidativer Substanzen vorbeugen, und OPCs sind die Art von Substanz, die die Oxidation von LDL [Cholesterin] verhindern kann. Erst in den 1970er Jahren erfuhren wir genau, wie das geschieht. Mehrere Jahre lang konnten wir diesen Mechanismus beobachten, aber nur im Labor. Wir führten Experimente mit OPCs an menschlichem LDL durch und sahen, dass die Oxidationsrate tatsächlich abnahm. Wir haben gelernt, dass wir durch die Hemmung der Oxidation von LDL, dem ersten Träger von Cholesterin, die Gefäßwand vor der Bildung von atherosklerotischer Plaque schützen können“. Ich möchte noch hinzufügen, dass es auch keine schlechte Idee ist, zusätzlich zu Masquelier‘s OPCs ein CoQ10 Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.
[I] Statins stimulate atherosclerosis and heart failure: pharmacological mechanisms; Harumi Okuyama, Peter H Langsjoen, Tomohito Hamazaki, Yoichi Ogushi, Rokuro Hama, Tetsuyuki Kobayashi & Hajime Uchino; Expert Review of Clinical Pharmacology, 8:2, 189-199 (2015). DOI: 10.1586/17512433.2015.1011125.
[ii] Time trends in statin utilisation and coronary mortality in Western European countries; Federico Vancheri, Lars Backlund, Lars-Erik Strender, Brian Godman, Björn Wettermark; Published by the British Medical Journal Publishing Group Limited; 2015.
[iii] Finland, Scotland, Germany, Sweden, Norway, Denmark, the Netherlands, Italy, Belgium, Spain, Portugal and France.