- Auszug
Unser Körper besteht zu ungefähr 70 Prozent aus dem, was die meisten Menschen einfach als „Wasser“ bezeichnen würden. Ein großer Teil dieses „Wassers“ wirkt in Form von Strömungen, die alle Substanzen transportieren, die wir für die Gesundheit des Körpers brauchen oder die als Abfallstoffe ausgeschieden werden müssen. Vor fast 100 Jahren prägte der amerikanische Wissenschaftler Walter B. Cannon den Begriff „fluide Matrix“ für diesen „wässrigen“ Teil unseres Körpers. Er wollte damit deutlich machen, dass es sich um ein hoch organisiertes System handelt, das einen Zweck, eine Struktur und eine Funktion hat. Cannon kam zu dem Schluss, dass die Hauptfunktion der fluiden Matrix, in der sich unsere lebenden Körperteile befinden, die Aufrechterhaltung der Freiheit und Unabhängigkeit unserer Existenz ist. Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Wasser in unseren Zellen die Struktur eines Gels hat und als solches die Grundlage des Lebens darstellt.
Inhalt
Die sich bewegenden Ströme von Blut und Lymphe
In einem früheren Artikel, Tempomat, Blutfluss und Masquelier‘s OPCs, habe ich hervorgehoben, dass nach Cannon die „flüssige Matrix“ des Körpers eine zentrale Rolle bei dessen angeborenen natürlichen Heilkräften spielt. „Die Zellen unseres Körpers“, so schreibt Cannon in seinem Buch The Wisdom of the Body [Die Weisheit des Körpers], „sind von jeder Möglichkeit abgeschnitten, sich direkt mit Nahrung, Wasser und Sauerstoff aus der entfernten größeren Umgebung zu versorgen oder die dabei anfallenden Abfallstoffe dort abzugeben.Diese Möglichkeiten der Versorgung und der Beseitigung von Abfallstoffen wurden durch die Entwicklung von fließenden Strömen im Körper selbst geschaffen – den Blut- und Lymphströmen. Diese arbeiten zusammen, um Nahrung, Wasser und Sauerstoff von den feuchten Oberflächen des Körpers weg zu transportieren und die notwendigen Substanzen zu den Zellen zu bringen, die sich selbst in den entlegensten Winkeln unseres Organismus befinden. Von diesen Zellen wiederum bringen sie in den Lungen und Nieren die nutzlosen Abfälle der Zelltätigkeit, die entsorgt werden müssen, zurück an die feuchten Oberflächen.”
Die vier Phasen des Wassers
Es ist allgemein bekannt, dass der menschliche Körper zu 70 Prozent aus Wasser besteht. Doch nur wenige Menschen machen sich Gedanken darüber, welche Art von Wasser es ist, das einen so großen Teil unseres Körpers ausmacht. Wir gehen schlicht davon aus, dass Wasser einfach nur Wasser ist und dass das in unserem Organismus enthaltene Wasser irgendwie als Flüssigkeit durch die kardiovaskulären und lymphatischen Strukturen fließt, die es „enthalten“. Allerdings ist die Geschichte des biologischen Wassers etwas komplizierter. Oder eigentlich ist sie gar nicht so kompliziert, wenn wir uns einmal ohne vorgefasste Meinung lebende Organismen ansehen. In der Schule lernen wir, dass Materie nur in drei „Zuständen“ existieren kann: fest, flüssig und gasförmig. Der Übergang von einer Phase in eine andere findet unter dem Einfluss von steigender oder fallender Temperatur statt. Im Falle von Wasser gibt es etwa Eis, flüssiges Wasser und Dampf. Betrachten wir jedoch das Wasser in unseren Zellen, stellen wir fest, dass Wasser auch in einer vierten Phase existieren kann.
Die vierte Phase des Wassers
In seinem Buch Cancer and the New Biology of Water [Krebs und die neue Biologie des Wassers] schreibt der amerikanische Naturheilkundler Dr. Tom Cowan, dass „wir alle schon einmal Wackelpudding gesehen und wahrscheinlich auch gegessen haben, der zu mehr als 90 Prozent aus Wasser besteht, sich aber eindeutig in keinem der drei genannten Zustände befindet.“ (1) In Deutschland wird diese Süßspeise, die aus Gelatine oder einem anderen Geliermittel, Zucker, Aromen und Lebensmittelfarbe hergestellt wird diese Wackelpudding auch Götterspeise genannt. Das Wasser in der Götterspeise ist offensichtlich weder fest, flüssig noch gasförmig. Es befindet sich in einer vierten Phase. Wie kommt das? Nun, alle Stoffe erhalten ihre spezifische Struktur durch den Bindungswinkel, der bestimmt, wie ihre Moleküle in jeder ihrer Phasen zueinander stehen. Im Falle von Wasser hat Eis einen bestimmten Bindungswinkel, Wasser hat einen anderen, und in Wasserdampf sind die Wassermoleküle größtenteils ungebunden. „Das Gel, aus dem Götterspeise besteht“, so Cowan, „hat keinen dieser Bindungswinkel. Stattdessen weist es einen mittleren Bindungswinkel auf, der für den Gelzustand charakteristisch ist“. Dies ist die vierte Phase des Wassers.
Das Wasser in unseren Zellen ist Wackelpudding
Unter Bezugnahme auf die grundlegende Arbeit der amerikanischen Wissenschaftler Gerald Pollock und Gilbert Ling, die die vierte Phase des Wassers erforscht haben, erklärt Cowan, dass sich Götterspeise unter dem Einfluss von Wärme durch die Wechselwirkung von Wasser und Gelatineproteinen, die eine hohe Affinität zu Wasser haben, bildet. (2) Die Hitze bewirkt, dass sich die Proteine „entfalten“, so dass sie sich an die Wassermoleküle binden können. Beim Abkühlen“, so schreibt Cowan, „bildet sich das charakteristische Gel. Das Wasser in unseren Zellen ist ähnlich. Man beginnt mit Wasser und fügt Proteine [höchstwahrscheinlich Aktin] hinzu, die dann zusammen das charakteristische Gel im vierten Zustand bilden.“ Cowan erklärt weiter: „Ling entdeckte, dass ATP, das so genannte Energiemolekül, gar keine Energie erzeugt, sondern in biologischen Systemen eher die Rolle der Wärme spielt. Konkret heftet sich ATP an das Ende der intrazellulären Proteine und entfaltet sie, so dass sie sich mit dem Wasser in den Zellen verbinden und Gele bilden können. Ohne ATP bildet sich kein Gel und die Funktion der Zelle bricht zusammen. Diese lebenswichtige, aber missverstandene Rolle von ATP in biologischen Systemen [ist] entscheidend für unser Verständnis des Krebsprozesses.“
Die Grundlage des Lebens selbst
Tatsächlich spielt die Integrität des intrazellulären Gels bei jeder wichtigen Funktion eine Rolle, die die Zelle erfüllt. Laut Cowan ist es „die Grundlage des Lebens selbst und der Ausdruck oder die Verkörperung dessen, was ich die Lebenskraft des Organismus nennen werde.“ An diesem Punkt unserer Geschichte über das Wasser können wir die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiet des Wassers mit den von Walter Cannon entwickelten Grundlagen verbinden. Für ihn waren die Robustheit des menschlichen Körpers, die Fähigkeit der Lebewesen, ihre eigene Beständigkeit aufrechtzuerhalten, ein Wunder. Ausdrücklich würdigte er Hippokrates, den „Vater“ der Medizin, der die Auffassung vertrat, dass Krankheiten in erster Linie durch eine natürliche Kraft, eine vis medicatrix naturae, geheilt werden. Diese natürliche Heilkraft setzt die Existenz von Mitteln und Wirkweisen voraus, die bereit sind, korrigierend einzugreifen, wenn der normale Zustand des Organismus gestört ist. „Das Erstaunen“, so Cannon, „nimmt noch zu, wenn wir erkennen, dass das System offen ist und in freiem Austausch mit der Außenwelt steht und dass die Struktur selbst nicht dauerhaft ist, sondern ständig durch einen mit Aktion einhergehenden Verschleiß abgebaut und durch Reparaturprozesse immer wieder neu aufgebaut wird.“ (3)
Homöostase oder „Tempomat“
Von Cannon stammt auch das Wort, das in der Physiologie und Medizin zum allgemeinen Sprachgebrauch wurde: „Homöostase“. Obwohl dieser Begriff weit verbreitet ist, wird er meist missverstanden, da er einen Zustand des unbeweglichen Gleichgewichts zwischen verschiedenen gegensätzlichen Kräften meint. Nach Cannon sollte die Homöostase jedoch nicht als Endpunkt oder Ergebnis gesehen werden, sondern als ein dynamisches und ständig aktives Zusammenspiel zahlreicher Mittel und Wirkweisen, die auf die Schaffung und Erhaltung der optimalen Struktur und Funktion der vielen Systeme hinwirken, die das Überleben und die Gesundheit unseres Körpers unterstützen. Vereinfacht ausgedrückt kann man sich die Homöostase wie den Tempomat in einem Auto vorstellen. Ist er aktiviert, hält er das Auto auf einer „Sollgeschwindigkeit“. In der Homöostase arbeiten alle Funktionen des Körpers auf einen solchen „Sollwert“ hin. Die optimale Temperatur des Körpers ist ein gutes Beispiel für einen derartigen „Sollwert“. Jeder physiologische „Sollwert“ ist ein Messwert, der zum selbstregulierenden Körperwissen gehört, oder, wie Cannon es nannte, zur Weisheit des Körpers.
Das Wasser der vierten Phase und die Homöostase
Wenn wir die Punkte verbinden, können wir sehen, wie das Wasser der vierten Phase in unseren Zellen eine entscheidende Rolle bei der Homöostase spielt, d. h. bei der Aufrechterhaltung der unzähligen Strukturen und Funktionen des Körpers. Das Wasser der vierten Phase ist der Sitz der Weisheit des Körpers. Diese ganze Weisheit ist jedoch nutzlos ohne das ATP, das die Wärme liefert, die zur Bildung des Gels in unseren Zellen erforderlich ist. ATP wird durch Oxidation von Glukose hergestellt. Wie das Wort „oxidieren“ bereits sagt, geschieht diese Art der ATP-Herstellung durch „Verbrennung“ von Sauerstoff [“oxygen”]. Zwar kann ATP auch in Abwesenheit von Sauerstoff erzeugt werden, d. h. durch Aufspaltung von Zucker durch Gärung oder Glykolyse, aber das ist, kurz gesagt, die Art un Weise, wie Krebszellen ihr ATP erzeugen. Die bevorzugte Art der ATP-Produktion ist also die Verwendung von Sauerstoff, d. h. die so genannte „Zellatmung“. Um zu „atmen“ und so die Integrität jedes Zellgels zu erhalten, muss Sauerstoff in allen Ecken und Winkeln unseres Körpers reichlich vorhanden sein.
OPCs und Wasser
Die winzigen Haargefäße (Kapillaren) verbinden die Arterien, die mit sauerstoffreichem Blut aus Herzrichtung kommen, mit den Venen, die mit kohlendioxidreichem Blut gefüllt sind, das zum Herz zurückfließt. Die Haargefäße organisieren den Stoffaustausch zwischen Blut und Lymphe und den Geweben. Um optimal zu funktionieren, handelt dieses mikrovaskuläre Netzwerk unter der Kontrolle seiner eigenen spezifischen Homöostase. Zahlreiche relevante Human-, Tier- und Zellstudien stützen die Behauptung, dass Masquelier's OPCs dazu beitragen können, gesunde mikrovaskuläre Strukturen und Funktionen aufrechtzuerhalten, indem sie die Homöostase des Mikrogefäßsystems positiv beeinflussen. So unterstützen OPCs beispielsweise die Struktur der mikrovaskulären Wand, indem sie Kollagen- und Elastinfasern vor dem Abbau schützen und die Kollagensynthese fördern. OPCs unterstützen also die fluide Matrix des Körpers auf zwei Arten. Sie erleichtern das Strömen und die effiziente Verteilung von flüssigem Wasser durch das Gefäß- und Lymphsystem und spielen so eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Zellen mit Sauerstoff. Dieser wiederum trägt zur Produktion von ATP bei, so dass schließlich die Wärme erzeugt wird, die erforderlich ist, um Wasser in seine vierte Phase zu bringen. Die OPCs spielen also eine entscheidende Rolle, um die „Lebensgrundlage“ aufrechtzuerhalten. Und sollten darüber hinaus bei der Verbrennung von Sauerstoff noch reaktive Sauerstoffspezies entstehen, welche wir als „freie Radikale“ bezeichnen, neutralisieren OPCs diese, bevor sie Schaden anrichten können!
1 Cancer and the New Biology of Water; Thoman Cowan, MD. Chelsea Green Publishing; White River Junction, Vermont; London, UK.
2 Ich empfehle das Buch Cells, gels and the Engines of Life; Gerald . Pollock; Ebner & Sons; Seattle WA, USA
3 The Wisdom of the Body; Walter B. Cannon; W.W. Norton & Company, INC.; New York; 1932.