OPCs aus der Pinus Maritima-Rinde

OPCs aus der Pinus Maritima-Rinde
  • Auszug

Eines Tages hob er ein Stück Rinde von der Strandkiefer (Pinus maritima) auf und war überrascht, dass es außen dunkelbraunrot, innen aber blassgelb aussah. Die Strandkiefer findet man überall bei Bordeaux, besonders südwestlich der Stadt in der riesigen Les-Landes-Gegend. Sie ist ein Baum mit einem langen geraden Stamm und Ästen nur im oberen Teil. Die riesigen Kiefernwälder in Les Landes wurden vor ungefähr 200 Jahren gepflanzt und entwickelten sich zu einer Quelle für Holz und alle Arten von Terpenen und Harzen. Hätte Masquelier woanders gelebt, hätte er vielleicht nie die Antwort auf sein Problem vom Boden aufheben können. Die Kiefernrinde erinnerte ihn an die Erdnusshaut. Auch sie ist außen rot und an der Innenseite hellgelb. Bei der Erdnuss befindet sich der bioaktive Teil, der OPCs enthält, in der Innenseite der „Verpackung”, wo das Häutchen die Nuss berührt. Masqueliers Überlegung war folgende: In der Erdnuss befinden sich OPCs im inneren Teil der Haut. Wahrscheinlich ist dies der beste Platz, an dem OPCs die Öle in der Nuss davor bewahren können, unter dem Einfluss von Sauerstoff ranzig zu werden. OPCs stellen eine antioxidative Scheide dar. In der Pinie, so schien es Masquelier, befand sich ein ähnlicher bioaktiver Teil mit OPCs in der inneren Rindenschicht, der den Stamm und besonders die Flüssigkeiten schützt, die in ihm fließen. Als Masquelier die Zusammensetzung und Struktur der Pinie und der Erdnuss miteinander verglich, kam er zu dem Schluss, dass das Harz in der Pinie ebenfalls eine leicht oxidierbare Substanz ist, die durch eine ähnlich platzierte Scheidewand geschützt werden muss: die Innenseite der Rinde. Wenn Harz oxidiert, wird es hart und klebrig und ist für den Baum nicht mehr von Nutzen. Deshalb muss Harz vor Oxidation geschützt werden. Die Annahme, dass OPCs für diesen antioxidativen Schutz sorgen, bot sich logischerweise von selbst an, und Masquelier und seine Kollegen betrachteten die Pinienrinde wie eine riesige Erdnusshaut.Bis zum heutigen Tag werden OPCs aus Kiefernrinde gewonnen. […..] Die Extraktion von OPCs aus der Rinde der französischen Strandkiefer anstelle von Erdnusshäutchen hatte den großen Vorteil, dass dieses Pflanzenmaterial in Les Landes südwestlich von Bordeaux in Fülle zur Verfügung stand. Dort erstrecken sich die Strandkiefernwälder über ein Gebiet von 2,5 Millionen Morgen. Doch im Dezember 2000 wurden diese Les-Landes-Gebiete von Stürmen schwer getroffen, bei denen eine riesige Anzahl von Bäumen gefällt wurde und weniger Bäume für die Rindenernte zurückblieben. Außerdem ist die Nachfrage nach Kiefernrinde stark gestiegen, weil sie zu einem beliebten Bestandteil in vielen Gärten geworden ist, wo sie die Erde bedeckt und dabei Unkraut verhindert.

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In der westlichen Welt halten wenige Menschen Rinde für einen Bestandteil unserer Nahrung. Doch wie Jacques Cartier bei seinem unfreiwilligen Aufenthalt in Quebec erfuhr, galt dort Baumrinde als Bestandteil gesunder Tees und Sude und dies ist auch heute noch in traditionellen wie in modernen Gesellschaften so. In Hungerzeiten dient Rinde sogar als Nahrung. Im indischen Rajasthan, genauer in der Thar-Wüste, gilt der Khejri-Baum als Lebensbaum, weil er auch bei extremer Dürre überlebt. Der Baum ist eine Quelle für Feuerholz, Futter und traditionelle Arzneimittel. Während der Rajputana-Hungersnot, die Indien 1868 bis 1869 heimsuchte, wurde die Rinde des Khejri-Baums zu Mehl gemahlen, mit dem viele vor dem Verhungern bewahrt wurden. In traditionellen Kulturen enthält die Nahrung immer noch Bestandteile, die in der westlichen Kultur verworfen und entfernt werden. Dies hat uns eine leere Kost beschert, die nahrhaft und wohlschmeckend scheint, aber viele essenzielle Nährstoffe verloren hat, die für eine optimale Gesundheit erforderlich sind. Da in traditionellen Kulturen keine industriellen Wege für das Leeren und anschließende Anreichern von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen, sind sie immer noch mit Nahrungsmitteln „gesegnet”, die wir auf unseren zivilisierten Tischen nicht mehr vorfinden.