Von gesundem Altern zu Healthspan

OPCs fangen freie Radikale, bevor diese die empfindlichen Strukturen der Zellmembran angreifen.
  • Auszug

Wenn wir den kürzlich auf der Website von Nutraingredients veröffentlichten Artikeln Glauben schenken dürfen, gibt es in der Welt der Nahrungsergänzungsmittel einen „Paradigmenwechsel vom gesunden Altern zu Healthspan [Gesundheitsspanne, i.e. Zeitraum, in dem man gesund ist]“. (i)  In einem Gespräch mit Stephen Daniells, Chefredakteur von Nutraingredients, erklärte Nick Morgan von Nutrition Integrated, dass „früher gesundes Altern im Mittelpunkt älterer Verbraucher stand, die sich für Produkte zur Unterstützung der Gelenk-, Knochen- oder Herz-Kreislauf-Gesundheit interessierten, nun aber ein wichtiger Wandel stattfinde, da Themen wie Zellalterung, Gesundheitsspanne und Langlebigkeit zunehmend in den Fokus der Mainstream-Diskussionen rücken.“ Morgan wies darauf hin, dass die Inhaltsstoffe, die in diesem Bereich Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nicht unbedingt neu sind, sondern vielmehr eine Renaissance erleben. „Wir haben definitiv einige gute Algen ... wir haben NAC, NMN, Resveratrol und einige andere Polyphenole auf dem Vormarsch.”

Mit allem Respekt vor Nick Morgans Kenntnissen über den Markt für „Langlebigkeits“-Inhaltsstoffe und seine Fachkompetenz im Bereich Sporternährung möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein „anderes Polyphenol“ lenken, das 1948 „auf dem Vormarsch“ war und seit seiner ersten Isolierung und späteren Charakterisierung durch den französischen Professor Jack Masquelier als „oligomere Pro(antho)Cyanidine“ (OPCs) ein überaus gesundes Leben genießt. Masquelier‘s OPCs haben sich nicht nur deshalb behauptet, weil sie die Gefäßgesundheit verbessern, sondern vor allem, weil sie die Hauptursache für vorzeitige Alterung wirksam bekämpfen: freie Radikale. In Bezug auf die Wirkung von OPCs als Radikalfänger und ihre Rolle bei der Verlangsamung des beschleunigten Alterungsprozesses erwiesen sich Masqueliers bahnbrechende Arbeiten als wegweisend. 1987 erhielt Masquelier sogar ein US-Patent, in dem er schrieb, dass die Radikalfängerwirkung von OPCs „das Altern, das ein in den Genen programmierter biologischer Prozess ist, nicht überwinden kann, aber verschiedene schädliche Auswirkungen des Alterns, die durch einen Überschuss an freien Radikalen verursacht werden, verhindern, abschwächen oder hemmen kann. [...] Da die therapeutische Wirkung [von OPCs] auf der Bekämpfung der freien Radikale beruht, ist jede Pathologie, die aus der direkten oder indirekten Wirkung dieser freien Radikale resultiert oder aber auf die vorübergehende oder endgültige Unwirksamkeit der normalen enzymatischen Abwehrsysteme (Peroxidase, Katalase, Superoxiddismutase usw.) zurückzuführen ist, eine Indikation für die therapeutische Anwendung von [OPCs].”

Diese therapeutische Einordnung der positiven Wirkungen von OPCs im Bereich des Alterns passt immer noch zu dem, was Nick Morgan als „klassische Bildsprache“ definiert, die man dafür verwenden würde, wie Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Personen in fortgeschrittenem Alter „ins Visier nehmen“, insbesondere Menschen in den Sechzigern oder Siebzigern. Der von Daniells und Morgan diskutierte „Paradigmenwechsel“ betrifft nun eine neue „Bildsprache“, die sich an ein deutlich jüngeres Publikum richtet. „Was wir beobachten“, so Morgan, „ist die Einführung von Spezialmarken, die sich grundsätzlich auf Langlebigkeit in einer eher generationenbezogenen Weise konzentrieren. Und wenn ich generationenbezogen sage, meine ich damit einfach, dass sie neuer und frischer sind. Sie scheinen sich mit allen Aspekten darzustellen, die man von einer Marke erwarten würde, die 2025 auf den Markt kommt. Man sieht also allmählich, dass ... die großen Allgemeinmarken darauf  reagieren, insbesondere indem sie [das Altern im Zusammenhang mit der] Zellgesundheit thematisieren. Und das haben wir bereits bei einigen Marken gesehen, die zwei oder drei Produkte unter dem Stichwort Zellgesundheit lanciert haben.“

Der Blick auf sein Patent zum Abfangen freier Radikale macht deutlich, dass Masquelier nicht nur ein großartiger Erfinder und Wissenschaftler war, sondern auch ein wahrer Visionär. Nicht nur beschrieb er die therapeutischen Wirkungen seiner OPCs, sondern er bereitete seine Extrakte auch weit im Voraus auf diesen „Paradigmenwechsel” vor.  Masquelier war „neuer”, „frischer” und sehr „generationenbezogen”, drei Jahrzehnte bevor die heutigen „Generalisten-Spezialisten” begannen, Anti-Aging-Wirkstoffe als aktive Prinzipien im Bereich der Zellgesundheit neu zu positionieren und zu modernisieren. In seinem Patent von 1987 befasste sich Masquelier ausdrücklich mit der Zellgesundheit im Zusammenhang mit Alterung und Langlebigkeit. „Der Zelltod“, so Masquelier, „bildet den letzten Schritt des Alterungsprozesses auf der zytologischen Stufe [der zellulären Ebene]. Die freien Radikale greifen, wenn sie den biologischen Systemen entkommen, die für ihre Beseitigung vorgesehen sind, zunächst die zerbrechliche Architektur der Membran an. Die dadurch hervorgerufenen Veränderungen beschleunigen die Zellalterung, die durch den Zusammenbruch der ursprünglichen Funktionen des Membransystems gekennzeichnet ist. Entzündungen und Ischämie setzen einen solchen Mechanismus in Gang, sodass eine Behandlung mit [OPCs] angezeigt ist. Ebenso gehen Veränderungen der Gelenkflüssigkeit durch Depolymerisation von Hyaluronsäure bei Gelenkerkrankungen sowie der Kollagenabbau bei sogenannten Kollagenkrankheiten (z. B. Multiple Sklerose) auf die Wirkung freier Radikale zurück und fallen somit unter die therapeutischen Indikationen von [OPCs].“

Masqueliers Worte passen perfekt zu dem, was Nick Morgan als „eine subtile, aber bedeutende Verlagerung hin zu einem stärker auf Langlebigkeit und Gesundheit ausgerichteten Denken“ beschreibt. Das heißt, wenn man am Ende seines Lebens besser leben und eine höhere Lebensqualität haben möchte, warum sollte man dann nicht schon früher damit beginnen? Denn ... das ist der beste Weg, sich darauf einzustellen, indem man sich frühzeitig positive Gewohnheiten und Verhaltensweisen aneignet, und das richtet sich eigentlich an Menschen in den Dreißigern, Vierzigern und Fünfzigern, statt sich an schon ältere Menschen zu richten, bei denen es, um ehrlich zu sein, etwas schwieriger ist, Gewohnheiten zu ändern.” In der Tat scheint es eine sinnvolle positive Angewohnheit zu sein, die man sich bereits in Zeiten guter gesundheitlicher Verfassung aneignen sollte: nämlich die Zellgesundheit als Maßstab für Langlebigkeit und Gesundheit zu betrachten, sie zu fördern und zu erhalten, indem man freie Radikale unschädlich macht, bevor diese die empfindliche Struktur der Zellmembran angreifen können.

Genau aus diesem Grund bezeichnete Masquelier seine Erfindung, dass OPCs freie Radikale abfangen, als „ein Verfahren zur Vorbeugung und Bekämpfung der schädlichen biologischen Auswirkungen freier Radikale im Organismus warmblütiger Tiere und insbesondere des Menschen, [...].“ Seine Methode besteht darin, eine gegen diese Schäden wirksame Menge an OPCs einzunehmen. Um diese Radikalfängerwirkung zu erzielen, empfiehlt Masquelier in seinem Patent eine tägliche Einnahme von 1,5 bis 3 mg OPCs pro Kilogramm Körpergewicht.  Das bedeutet für Erwachsene in den Dreißigern, Vierzigern, Fünfzigern, Sechzigern, Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern und hoffentlich darüber hinaus ... eine tägliche Menge von 100 bis 200 mg seiner OPCs, die in Dosen von 50 bis 100 mg eingenommen werden sollen. Masqueliers Patent ist vor Jahren abgelaufen, aber seine OPCs und ihre positiven Wirkungen werden für immer Bestand haben, da sie für heutige und zukünftige Generationen, die ein langes und gesundes Leben anstreben, von großer Bedeutung sind.

[i] The paradigm shift from healthy aging to healthspan; 08-Jul-2025 by Stephen Daniells.