Langlebigkeit, Mikronährstoffe und OPCs

Dem menschlichen Körper mag es gelingen, einen Mangel an Vitaminen und Mineralien für eine kurze Zeit zu überwinden, indem er ihre Verwendung auf die wichtigsten Körperfunktionen lenkt und dabei die noch verfügbaren Vitamine und Mineralien in Anspruch nimmt. Dieser kurzfristige Überlebensvorteil geht jedoch zu Lasten einer optimalen Langlebigkeit.
  • Auszug

Im Jahr 2006 stellte der renommierte amerikanische Biochemiker Bruce Ames (1928) fest, dass „eine ungenügende Einnahme von Vitaminen und Mineralien über die Nahrung weit verbreitet ist“. Mangelnde Mikronährstoffzufuhr führt zu einer Schädigung der DNA und damit zu einer chronischen Stoffwechselstörung, einschließlich des Verfalls der Mitochondrien, der Einheiten in unseren Zellen, die Energie produzieren. Kommen dann noch der oxidative Stress und die Zellalterung hinzu, steigt das Risiko für Krankheiten wie Krebs. Ames behauptete, dass „DNA-Schäden und spät auftretende Krankheiten die Folgen einer Triage-Allokation-Reaktion auf Mikronährstoffknappheit sind“. Triage-Allokation bedeutet, dass der Körper versucht, einen Mangel an bestimmten Mikronährstoffen zu überwinden, indem er sie selektiv den wichtigsten biologischen Funktionen „zuteilt“ und diejenigen in Anspruch nimmt, die noch verfügbar sind. Obwohl diese Strategie tatsächlich zu einem kurzfristigen Überleben führt, stellte Ames die Hypothese auf, dass „Mikronährstoffmangel, der die Triage-Reaktion auslöst, Krebs, Alterung und neuronalen Verfall beschleunigen würde [...].“


Überwindung von Mikronährstoffmangel durch Triage

In seinem berühmten Artikel „Low micronutrient intake may accelerate the degenerative diseases of aging through allocation of scarce micronutrients by triage“ (“Niedrige Mikronährstoffzufuhr kann die degenerativen Krankheiten des Alterns durch die Verteilung knapper Mikronährstoffe durch Triage beschleunigen.”) fragte der weltbekannte Biochemiker Bruce Ames: „[G]ibt es eine Erklärung für die Beobachtung, dass viele Mikronährstoffdefizite mit Chromosomenbrüchen und Krebs beim Menschen in Verbindung gebracht werden, dass sie bei Nagetieren oder menschlichen Zellkulturen DNA-Schäden verursachen und, wo sie getestet werden, eine frühe Alterung auslösen?“ Die beste Antwort auf diese Frage, so die Schlussfolgerung von Ames, findet man in der Vorstellung, dass „DNA-Schäden und spät auftretende Krankheiten Folgen eines Triage-Allokationsmechanismus sind, der im Laufe der Evolution entwickelt wurde, um mit gelegentlichen Mikronährstoffmängeln fertig zu werden. Beispielsweise haben Lebewesen schon immer ungefähr 15 Metalle/Mineralien für ihren Stoffwechsel benötigt, die auf der Erde sehr unterschiedlich verteilt sind. Daher waren zeitweilige Mängel wahrscheinlich üblich, wie es auch bei Vitaminen und anderen essenziellen Mikronährstoffen wahrscheinlich der Fall war.“ (1) Der Aspekt des Überlebenswillens begünstigt bekanntermaßen den kurzfristigen Erfolg auf Kosten der langfristigen Gesundheit, wenn beide miteinander in Konflikt geraten.

Ames nennt verschiedene Beispiele für die Triage-Zuweisung von Mikronährstoffen in verschiedenen Bereichen der Körpersysteme. Im Bereich der Nutzung von Nahrung für Energie und Wachstum würden Enzyme, die an der Energieproduktion beteiligt sind, gegenüber Enzymen für die DNA-Reparatur bevorzugt. Im Blutkreislauf würden die roten Blutkörperchen Vorrang vor den weißen Blutkörperchen haben, was zu einer geringeren Resistenz gegenüber Entzündungserregern wie Bakterien führen würde. Bei den Organen würde das Herz Vorrang vor der Leber haben. Der letztgenannte Mechanismus ist gut bekannt. Wenn die Sauerstoffzufuhr zu den Geweben unzureichend ist, was bei einem schweren Schock vorkommt, wird die Funktion der lebenswichtigen Organe aufrechterhalten, indem der Blutfluss der Organe in erster Linie zum Herzen, zum Gehirn und zu den Nebennieren geleitet wird und weg von anderen nicht lebenswichtigen Organen wie den Nieren. In ähnlicher Weise verlieren Organe wie die Leber bei einem Mikronährstoffmangel zuerst einen Teil der Nährstoffe, bevor andere lebenswichtige Organe davon profitieren. Dieser Mangel kann den Zusammenbruch der energieproduzierenden Einheiten in den Zellen (Miktochondrien) beschleunigen und so das Risiko vorzeitiger Alterung und degenerativer Krankheiten, einschließlich Krebs und neuronalem Verfall, erhöhen. Der Zusammenbruch der Mitochondrien wird durch oxidative Schäden an DNA, RNA und Zellmembranen verstärkt.

Die Liste der schädlichen Wirkungen, die bei Mikronährstoffmangel auftreten, ist endlos, aber wir greifen nur einige einige der von Ames angeführten Beispiele heraus. Magnesiummangel wird mit kolorektalen und anderen Krebsarten, Bluthochdruck, Osteoporose, Diabetes, dem metabolischen Syndrom, mitochondrialen DNA-Schäden, vorzeitiger Alterung, Chromosomenbrüchen, erhöhtem Blutdruck, Entzündungen und verminderter Abwehrkraft gegenüber Oxidantien in Verbindung gebracht. Ein Vitamin-D-Mangel ist schätzungsweise für 29 Prozent der Mortalität durch Krebs bei Männern verantwortlich und wird besonders mit Dickdarm-, Brust-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs in Verbindung gebracht. Er wird auch mit einer Vielzahl von Krankheiten mit langen Latenzzeiten in Verbindung gebracht, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kalziummangel wird mit Chromosomenbrüchen und Diabetes beim Menschen und Darmkrebs bei Mäusen in Verbindung gebracht. Selenmangel bei Mäusen führt nachweislich zu DNA-Schäden und oxidativem Stress. Die Verwendung von Kalium in Kochsalz durch ältere Männer wird mit einem vierzigprozentigen Rückgang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zu normalem Kochsalz in Verbindung gebracht. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren wird mit Melanomen und anderen Krebsarten sowie mit kognitiven Funktionsstörungen in Verbindung gebracht. Ein Vitamin-B12-Mangel, der in der Bevölkerung weit verbreitet ist, wird mit kognitiven Störungen und Multipler Sklerose in Verbindung gebracht und führt zu Chromosomenbrüchen. Eisenmangel, der weltweit am häufigsten auftretende Mikronährstoffmangel, erhöht das Risiko einer Anämie. Zinkmangel verursacht die Freisetzung von Oxidantien, was zu signifikanten oxidativen Schäden an der DNA führt. Zinkmangel verursacht ebenfalls Chromosomenbrüche bei Ratten und wird sowohl bei Nagetieren als auch beim Menschen mit Krebs in Verbindung gebracht.

In Anbetracht der Tatsache, dass in der westlichen Bevölkerung eine unzureichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen mit der Nahrung weit verbreitet ist, was sehr wahrscheinlich auf den übermäßigen Verzehr von energiereichen, mikronährstoffarmen, raffinierten Lebensmitteln zurückgeht, ist Ames' Lösung eigentlich ganz einfach. Er empfiehlt, dass ein MVM [Multi-Vitamin-Mineralien] Nahrungsergänzungsmittel Teil einer gesunden Lebensweise sein sollte. Da es immer mehr Beweise dafür gibt, dass eine MVM-Nahrungsergänzung oder kleinere Kombinationen von Vitaminen und Mineralien die langfristige Gesundheit verbessert, Herzkrankheiten, Krebs und Katarakten verringert und die Immunfunktion verbessert, sollte diese Empfehlung auf jeden Fall von denjenigen befolgt werden, die sich falsch ernähren. Weitere sinnvolle Ergänzungen sollten laut Ames Ballaststoffe und Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl bereitstellen, insbesondere Eicosapentaensäure [EPA] und Docosahexaensäure [DHA], die für die Gehirnfunktion wichtig zu sein scheinen und eine starke entzündungshemmende Wirkung haben. Nicht zuletzt „sollte der Ratschlag, MVM-Ergänzungen, Ballaststoffe und Omega-3-Fettsäuren einzunehmen, immer mit dem Ratschlag verbunden werden, sich gesund zu ernähren, da wir auch andere Nährstoffe und wahrscheinlich sekundäre Pflanzenstoffe benötigen, die in den Ergänzungsmitteln möglicherweise nicht enthalten sind.“

Ja, in der Tat, .... Phytochemikalien! Auch bekannt als Botanicals oder sekundäre Pflanzenstoffe. Natürlich gehören sie zu einer „guten Ernährung“, aber da es ziemlich schwierig ist, eine „gute Ernährung“ zu definieren und dauerhaft aufrechtzuerhalten, werden viele sekundäre Pflanzenstoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten. Tatsächlich gibt es einen dieser sekundären Pflanzenstoffe bereits seit den frühen 1950er Jahren. Zunächst in Form von pflanzlichen Arzneimitteln und seit Ende der 1980er Jahre auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Ich spreche hier von Masquelier's OPCs, die wahrscheinlich die ersten Phytostoffe sind, die erfolgreich aus Pflanzen isoliert wurden und sich in zahlreichen klinischen und diätetischen Studien am Menschen als äußerst nützlich erwiesen haben. Berühmt wurden sie als Gefäßschutzmittel, und als solche leisten sie einen wichtigen Beitrag zu unserem Blutkreislauf, insbesondere zum Mikrokreislaufsystem. Dort werden die Mikronährstoffe, Vitamine und Mineralien, vom Blutkreislauf zu den Geweben und schließlich zu den Zellen transportiert. Wenn es also darum geht, die Bedeutung einer Nahrungsergänzung durch MVM zu betonen, müssen die OPCs als wesentliche Hilfsstoffe bei der Verteilung von Mikronährstoffen im Körper erwähnt werden. Und im Falle der Omega-3-Fettsäuren schützen die OPCs diese lebenswichtigen Lipide vor Oxidation und Ranzigkeit.

Zusätzlich zur Unterstützung des Kreislaufs bei der Verteilung von Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen spielen OPCs im Hinblick auf Langlebigkeit auch selbst eine Rolle. Laut Professor Masquelier „überwinden OPCs nicht die Alterung, die ein in den Genen programmierter biologischer Prozess ist“, aber sie könnten sehr wohl „die durch ein Übermaß an freien Radikalen verursachten schädlichen Wirkungen des Alterns verhindern, abmildern oder hemmen“. Mit anderen Worten, OPCs könnten das vorzeitige Auftreten degenerativer Erkrankungen und die vorzeitige Alterung verhindern. Im Jahr 2008 testeten Wissenschaftler am Department of Cellular Architecture & Dynamics [Abteilung für Zellarchitektur & -dynamik] der Universität Utrecht in den Niederlanden den Einfluss der OPCs auf die Alterungsprozesse. Dabei zählten sie, wie oft sich (Endothel-)Zellen, die die Innenseite des Gefäßsystems auskleiden, spontan vermehrten. Bei diesem Test stellten die Forscher fest, dass sich die mit OPCs behandelten Zellen 17 Mal vermehrten, während die unbehandelten Zellen dies nur 11 Mal taten. Darüber hinaus zeigte sich, dass die mit OPCs behandelten Zellen in einem deutlich besseren Zustand waren als die unbehandelten Zellen. Die Vorbehandlung mit OPCs führte zu einem signifikanten Schutz, wenn die Zellen zur Auslösung von Alterungsprozessen oxidativem Stress ausgesetzt wurden. Dies zeigte sich in einer messbaren Verringerung der Anzahl der Zellen, die unter oxidativem Stress zugrunde gingen, im Vergleich zu den nicht mit OPCs vorbehandelten Zellen. Wie im vorherigen Test befanden sich die vorbehandelten Zellen in einem wesentlich besseren Zustand als die nicht mit OPCs vorbehandelten Zellen.

Nehmen wir einmal an, Ihr Körper ist genetisch auf ein Leben von 90 Jahren ausgelegt, aber Sie erliegen mit 70 Jahren vorzeitig einem Herzinfarkt: Sie verpassen 20 Jahre eines gesunden Lebens, das Ihnen vielleicht noch Glück, Freundschaft, Liebe und Zufriedenheit gebracht hätte. Man geht davon aus, dass die maximale Lebensspanne eines Menschen unter idealen Bedingungen 120 Jahre beträgt. Werden Sie allein durch die tägliche Einnahme von OPCs Ihren 120. Geburtstag feiern können? Darauf würde ich nicht wetten, und Masquelier hätte dies auch nicht getan. Aber zweifelsohne spielt die Verringerung von oxidativem Stress eine wichtige Rolle bei der Verlängerung unserer Lebensspanne, und das gilt auch für die Nahrungsergänzung. Wie Bruce Ames bemerkte, überleben viele „durch Mikronährstoff-Triage“ und verkürzen dadurch unnötigerweise ihr Leben. MVM, also Mikronährstoffe, zum Bestandteil der täglichen Ernährung zu machen, ist die offensichtliche und einfache Lösung. Sicherlich wird die Verringerung von oxidativem Stress die vorzeitige Alterung hinauszögern. Zweifellos gibt es viele Antioxidantien. Aber wie Jack Masquelier gezeigt hat, können wir mit OPCs den oxidativen Stress reduzieren und gleichzeitig unser Kreislaufsystem optimieren, um so eine angemessene und effiziente Verteilung der Mikronährstoffe zu ermöglichen.

(1) Low micronutrient intake may accelerate the degenerative diseases of aging through allocation of scarce micronutrients by triage; Bruce N. Ames; Proc Natl Acad Sci USA. 2006 Nov 21; 103(47): 17589–17594. Published online 2006 Nov 13. doi: 10.1073/pnas.0608757103.