- Auszug
Die Mittelmeerdiät ist dafür bekannt, dass sie die kardiovaskuläre Gesundheit und Langlebigkeit unterstützt. Diese Diät ist nicht etwa deshalb besonders gesund, weil sie aus frischem Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Fisch besteht, wobei Letzterer die Quelle der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA ist. Diese Lebensmittel sind Teil vieler anderer gesunder Ernährungsgewohnheiten, die nicht speziell „mediterran” sind. Was die Mittelmeerdiät so „mediterran” macht, ist der reichliche Gebrauch von (nativem) Olivenöl als Fettzugabe und die Tatsache, dass die meisten Menschen aus der Mittelmeerregion zu ihren Mahlzeiten ein gutes Glas Rotwein trinken. Olivenöl und Rotwein sind deshalb so gesund, weil sie jeweils die wichtigen Antioxidantien HydroxyTyrosol (HT) und Oligomere ProanthoCyanidine (OPCs) enthalten. Natürlich enthält die mediterrane Ernährung ebenfalls viel Vitamin C, aber was HT und OPCs so interessant macht, ist, dass sie den Vitamin-C-Spiegel zusätzlich anheben. Damit helfen sie dem Körper, seine Unfähigkeit zu überwinden, dieses äußerst wichtige Vitamin zu produzieren.
Inhalt
- How much vitamin C do we need ?
- Before and at birth, we still make vitamin C
- “Conducting” the expression of your DNA
- Epigenetica, nutrients and botanicals
- Hydroxytyrosol and OPCs. Mediterranean “brothers in arms”
- HT … it matters how much you take !
- HT does boost vitamin C at low doses !
- Olive Oil and Red Wine, the happy couple
Wie viel Vitamin C brauchen wir?
Ein Vitamin wird üblicherweise als ein lebenswichtiges Nahrungsmittel definiert, von dem wir nur sehr geringe Mengen zum Überleben benötigen. Deshalb liegt, je nach Land, in dem man lebt, die offiziell empfohlene Tagesdosis für Vitamin C zwischen lediglich 45 und 90 Milligramm pro Tag. Nach Auffassung von Fachleuten für Orthomolekularmedizin liegt jedoch die für eine optimale Gesundheit erforderliche Tagesmenge an Vitamin C nicht im Bereich von Milligramm, sondern von Multigramm. Für sie ist Vitamin C kein Mikronährstoff, sondern ein Makronährstoff. Es stimmt zwar, dass Skorbut durch relativ geringe Mengen an Vitamin C verhindert werden kann, aber eine optimale Gesundheit lässt sich mit solchen Mengen nicht erreichen. Tatsächlich braucht man mehrere Gramm pro Tag.
Vor und während der Geburt bilden wir noch Vitamin C!
Die Lehrbücher vermitteln uns, dass Menschen genetisch nicht in der Lage sind, Vitamin C zu produzieren. Es wird allgemein angenommen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt in der menschlichen Evolution eine „Mutation” in unserem Erbgut stattgefunden hat, wodurch unsere Fähigkeit, unser eigenes Vitamin C „herzustellen”, unwiderruflich ausgeschaltet wurde. Aber dieses „Allgemeinwissen” steht im Widerspruch zur Forschung, die zeigt, dass der menschliche Körper grundsätzlich nicht in der Lage ist, Vitamin C zu produzieren. Diesem „Allgemeinwissen” widersprechen jedoch Forschungsergebnisse, die zeigen, dass der menschliche Körper das Know-how zur Herstellung von Vitamin C nicht völlig verloren hat. Bei der Geburt ist die menschliche Leber noch in der Lage, beträchtliche Mengen an Vitamin C herzustellen. Das Gehirn eines sich entwickelnden Fötus enthält vier- bis zehnmal mehr Vitamin C als die Mengen, die normalerweise bei Erwachsenen vorkommen. Die Nabelschnur, die das ungeborene Kind mit seiner Mutter verbindet, enthält viermal mehr Vitamin C als das mütterliche Blut. Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass unsere angeborene Fähigkeit, Vitamin C zu produzieren, noch vorhanden ist, dass aber diese Fähigkeit während des Wachstums irgendwie abhandenkommt. Offenbar gibt es etwas, das uns daran hindert, dieses angeborene Wissen zu nutzen. (1)
Die Expression unserer DNA „dirigieren”
In einem früheren Artikel habe ich den Lesern meines Blogs Epigenetica vorgestellt, die geheimnisvolle und flüchtige „Fee”, die bestimmt, welche Stränge oder Abschnitte unserer DNA sich ausdrücken werden und welche nicht, um die zahllosen biochemischen Prozesse, die in unserem Körper ablaufen, zu beeinflussen, zu steuern, anzuregen oder zu hemmen. Stellen Sie sich vor, sie wäre die Dirigentin, die ein Symphonieorchester dirigiert. Damit Musik statt Lärm entsteht, erklärt sie den Musikern ganz genau, wann, wie laut und in welchem Modus sie ihre Instrumente spielen sollen. Unsere DNA ist das Orchester, und Epigenetica ist seine Dirigentin, die der Partitur des optimalen Überlebens folgt. Es stimmt, dass niemand Epigenetica je getroffen, gesehen oder beschrieben hat. Aber erfahrene Wissenschaftler sind sehr wohl imstande, die Wirkung ihrer Arbeit zu visualisieren und zu bewerten, indem sie die „Musik” studieren, die sie produziert. Die Tatsache, dass vor und bei der Geburt große Mengen an Vitamin C produziert werden, ist ein Hinweis darauf, dass die menschliche DNA noch weiß, wie man Vitamin C herstellt. Die Tatsache, dass diese Fähigkeit früh im Leben „verklingt”, muss also nicht auf einen genetischen, sondern auf einen epigenetischen Defekt zurückgeführt werden. Aus noch unbekannten Gründen verschiebt die epigenetische Dirigentin unserer DNA die Tonart der Musik des Lebens von „C-Dur” nach „C-Moll”.
Epigenetica, Nähr- und Pflanzenstoffe
Unsere persönliche Epigenetica hilft unserer DNA, sich auszudrücken, indem sie auf die verschiedenen und zahlreichen Herausforderungen reagiert, mit der unser Organismus sich in jeder Sekunde des Tages, an jedem Tag des Jahres und in jedem Jahr unseres Lebens auseinandersetzen muss. Epigenetica ruht niemals. Würde sie einschlafen, wären wir tot. Wie unsere DNA lebt auch Epigenetica nicht in einem Vakuum. Sie ist umgeben von all den Substanzen, die wir einnehmen und einatmen und die unseren Organismus verändern, zusammenkleben, abbauen, verbrauchen, ausscheiden oder speichern. In diesem Wirbelwind biologischer und physikalischer Vorgänge muss Epigenetica die Musik des Lebens aufrechterhalten, und das kann sie nicht ohne Hilfe tun. Genau wie die Zellen und Organe unseres Körpers ist sie von der An- oder Abwesenheit essenzieller Nährstoffe wie etwa nützlicher pflanzlicher Substanzen abhängig. Daher untersuchte eine Gruppe von Wissenschaftlern, die auf epigenetische Forschung spezialisiert sind, im Jahr 2019, ob eine achtwöchige Ernährungsintervention mit Masquelier's OPCs die Art, wie Epigenetica die DNA zum Ausdruck bringt, verbessern kann. (2) Die Forscher fanden heraus, dass die regelmäßige Einnahme von OPCs eine signifikante Verbesserung der DNA-Expression in den Bereichen Gefäßgesundheit, antioxidative Kapazität, Blutdruck und Entzündungsprozesse bewirkt. Zum Beispiel wurde beim Vergleich mit der – gestörten – Expression der DNA bei Atherosklerose-Patienten festgestellt, dass Masquelier's OPCs die Expression in die den atherosklerotischen Mustern entgegengesetzte Richtung verschieben.
Hydroxytyrosol und OPCs. Mediterrane „Waffenbrüder”
In einigen meiner früheren Artikel habe ich bereits erwähnt, dass OPCs dabei helfen, unseren Vitamin-C-Spiegel zu verbessern und aufrechtzuerhalten, und welche wichtige Rolle sie für die menschliche Gesundheit spielen. Das alles hat mit der antioxidativen Fähigkeit der OPCs und dem „Wiederaufladen” von Vitamin C zu tun. Wenn es nun um die Rolle der OPCs in dieser weltberühmten Mittelmeerdiät geht, gibt es einen „Waffenbruder”. Es geht um Hydroxytyrosol oder HT, das Antioxidans, das bei den Ernährungstraditionen der Mittelmeervölker in einem Hauptbestandteil enthalten ist: dem Olivenöl. Statistiken zeigen, dass Italien, Griechenland und Spanien den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Olivenöl in der ganzen Welt haben. In Griechenland sind 60 Prozent der Anbauflächen dem Olivenanbau gewidmet. Die HT-Komponente des Öls gilt vor allem wegen ihrer antioxidativen Fähigkeit, freie Radikale zu fangen, als wichtig. So hat man festgestellt, dass HT das LDL – das „gute” Cholesterin – vor Oxidation schützt, und auf diese Weise soll HT das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
HT ... es kommt darauf an, wie viel Sie nehmen!
Abgesehen vom LDL-Schutz haben Humanstudien, die mit HT-Mengen durchgeführt wurden, die bei täglichem Konsum von Olivenöl in ausreichender Menge aufgenommen werden können, noch ein paar andere gesundheitliche Vorteile gezeigt, wie etwa eine antithrombotische (blutgerinnungshemmende) Wirkung, eine Senkung der Entzündungsmarker sowie eine Blutdrucksenkung. Aus diesem Grund beschlossen die spanischen Forscher Eduardo Lopez-Huertasa und Juristo Fonollab, nach einer Bestätigung dieser Vorteile zu suchen, indem sie die Auswirkungen einer achtwöchigen täglichen Einnahme von nicht mehr als 45 Milligramm reiner HT untersuchten, was der Menge von 30 Gramm Oliven oder 10 bis 15 Oliven entspricht. Enttäuscht mussten sie feststellen, dass diese geringe Menge nicht ausreichte, um bei gesunden Teilnehmern signifikante Ergebnisse zu erzielen. Sie kamen zu dem Schluss, dass die in anderen Studien beobachtete Cholesterinsenkung bei viel höheren Dosen von HT und ähnlichen Antioxidantien (200 bis 400 Milligramm pro Tag) erzielt wurde und die in der Studie verwendete Tagesdosis zu niedrig gewesen sein musste. „Tatsächlich”, so schrieben sie, „enthält Olivenöl andere Bestandteile wie Fettsäuren (hauptsächlich Ölsäure), die die Blutfettwerte modulieren können. Diese anderen Bestandteile könnten zu den Unterschieden bei den Ergebnissen beitragen.” (3)
HT erhöht Vitamin C in niedrigen Dosen!
Zum Glück hatte diese Studie eine sehr interessante Seite. Es zeigte sich nämlich, dass HT, selbst wenn es in der bescheidenen Menge von 45 Milligramm pro Tag eingenommen wurde, den Vitamin-C-Spiegel der Teilnehmer deutlich erhöhen konnte. Während die Probanden zu Beginn der Studie, d. h. als sie mit der Einnahme von HT begannen, niedrige Vitamin-C-Spiegel aufwiesen, stieg die Serumkonzentration (Blut) von Vitamin C nach vierwöchiger Einnahme des Supplements um das Zweifache, und dieser bemerkenswerte Anstieg hielt auch in den folgenden vier Wochen an. Diese Erkenntnisse bestätigten die Ergebnisse einer früheren Studie, in der sogar noch geringere Mengen – 12,5 oder 25 mg HT pro Tag – von lediglich fünf Patienten mit Typ-I-Diabetes vier Tage lang eingenommen wurden. Diese Patienten zeigten eine nicht signifikante, aber beobachtbare Neigung zur Erhöhung des Vitamin-C-Plasmaspiegels. Die Studie von Lopez-Huertasa/Fonollab, die mit mehr Testpersonen und über einen längeren Zeitraum durchgeführt wurde, bestätigte den in der früheren Studie beobachteten Trend. Zusammengenommen weisen diese Ergebnisse auf eine physiologisch relevante antioxidative Funktion der diätetischen HT aufgrund ihrer Vitamin-C-sparenden Wirkung hin.
Olivenöl und Rotwein, das glückliche Paar
Da Vitamin C 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Überfluss zur Verfügung stehen muss, um eine optimale Gesundheit aufrechtzuerhalten, ist die Bedeutung von pflanzlichen Stoffen wie OPCs und HT offensichtlich. Die oben erwähnten spanischen Forscher vermuteten sogar, dass sich die Erhöhung von Vitamin C auch auf das Zusammenspiel von Vitamin C und Vitamin E (dem wichtigsten Antioxidans von LDL Cholesterin) auswirken könnte, da Vitamin C „verbrauchtes” Vitamin E ebenso regeneriert wie OPCs „verbrauchtes” Vitamin C aufladen. Auf diese Weise können OPCs und HT durch die Erhöhung des endogenen Vitamin-C-Spiegels LDL direkt und indirekt vor Oxidation schützen. „Mediterran” ausgedrückt: Rotwein und Olivenöl bilden ein glückliches Paar, denn sie liefern OPCs und Hydroxytyrosol, die beide unabhängig voneinander einen Beitrag zu unserer Gesundheit leisten und uns dabei helfen, die Unfähigkeit, selbst Vitamin C herzustellen, zu überwinden.
[1] The Restoration of Vitamin C Synthesis in Humans; Thomas E. Levy, MD, JD and Ron Hunninghake, MD; Orthomolecular Medicine News Service, May 11, 2022.
[2] (−)-Epicatechin metabolites promote vascular health through epigenetic reprogramming of endothelial-immune cell signaling and reversing systemic low-grade inflammation. Dragan Milenkovic, Ken Declerck, Yelena Guttman, Zohar Kerem, Sylvain Claude, Antje R. Weseler, Aalt Bast, Hagen Schroeter, Christine Morand, Wim Vanden Berghe. Biochemical Pharmacolohy; November 2019.
[3] Hydroxytyrosol supplementation increases vitamin C levels in vivo. A human volunteer trial; Eduardo Lopez-Huertasa and Juristo Fonollab; Redox Biology. 2017 Apr; 11: 384–389. Published online 2016 Dec 26. doi: 10.1016/j.redox.2016.12.014.